AOK legt Axt an

  • von Robert Krüger Kassissa
  • 02 Aug., 2021

Das Positionspapier des AOK-Bundesverbandes zur Bundestagswahl stößt auf massive Kritik innerhalb der Ärzteschaft. Auch auf anderen Ebenen macht die AOK Politik.

Bildquelle: einige Bearbeitung, canva @AaronAmat
„Wenn die Finanzlage der AOK so schlecht ist, dass ihr nichts Besseres einfällt, als wieder alle Leistungen budgetieren zu wollen, dann soll sie das klar und deutlich sagen: Ein Zurück zur kompletten Budgetierung bedeutet für die Versicherten weniger medizinische Versorgung“, betonte KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Gassen.

Der AOK-Ruf nach kompletter Budgetierung sei zudem ein fatales Signal an den Nachwuchs, warnte KBV-Vizechef Dr. Stephan Hofmeister. „Welche junge Ärztin oder welcher junge Arzt will dann noch ambulant tätig sein.“ Das gelte ebenso für Abrechnungs- und Wirtschaftlichkeitsprüfungen, die die AOK wieder verschärfen will. „Jedes Stückchen Fortschritt, was die Ärztinnen und Ärzte in den letzten Jahren mühsam erkämpft haben, würde mit solchen rückwärtsgewandten Maßnahmen zunichtegemacht.“

Auch bei der KV Berlin sorgt die AOK Nordost für Unverständnis. Hier hatte die AOK Nordost gegen mehrere Prüfbescheide, die alle ein und dasselbe Arzneimittel betreffen, Widerspruch eingelegt. Es handelte sich um Verordnungen von Schmerzmitteln, die fraglich im Off-Label-Use lagen. „Die Arzneimittelprüfungen treiben immer schlimmere Stilblüten“, sagt Günter Scherer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KV Berlin im aktuellen KV-Blatt.

Hausarzt- und Facharztverträge in Frage stellen
„Ich kann nicht verstehen, dass schon wieder die Axt an die ambulante Versorgung gelegt wird, indem man Budgetierung und damit Leistungsbegrenzung einführen will. Gerade in der Pandemie, die uns noch lange Zeit begleiten wird. Besonders fatal finde ich, dass das AOK-System die Hausarzt- und damit auch die Facharztverträge in Frage stellt, anstatt sie nach dem Modell in Baden-Württemberg bundesweit zu fördern. Die Studien zu den Selektivverträgen zeigen eindeutig einen großen Gewinn bei der Patientenversorgung bis hin zu höheren Überlebensraten, wie beispielsweise beim Kardiologievertrag“, kommentiert MEDI-Vorstandschef Dr. Werner Baumgärtner die geplanten Leistungskürzungen.

AOK macht auch in Zulassungsverfahren Politik
„Auch in aktuellen Zulassungsverfahren scheint die AOK Politik machen zu wollen“, berichtet Praxisvermittler Robert Krüger Kassissa aus seiner aktuellen Beratungspraxis. Um gegebenenfalls in anderen Bereichen die AOK-Interessen durchzusetzen, wird die bisherige KV-Vergabepraxis hinsichtlich der Zulassungsübertragungen nahezu „torpediert“.

Hier finden Sie das aktuelle AOK-Positionspapier. Und hier die Pressemitteilung der KBV und hier die Pressemitteilung des Hartmannbundes.
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