Ärztemangel: Was dagegen tun?
Den Gong scheinen noch nicht alle gehört zu haben, aber immer mehr Verantwortliche weisen auf das akute Ärztemangel-Problem hin.

Rund 90.000 Ärztinnen und Ärzte gehen in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Rund 54.000 berufstätige Ärztinnen und Ärzte sind laut Bundesärztekammer bereits jetzt zwischen 60 und 65 Jahre alt. Weitere 35.500 bereits über 65. Der Marburger Bund hat nun eindringlich vor den Folgen der „Ruhestandswelle“ gewarnt. Verbandschefin Susanne Johna fordert einen Ausbau der Kapazitäten des Medizinstudiums um mindestens zehn Prozent. „Wegducken hilft nicht – wir brauchen mehr ärztlichen Nachwuchs, um den wachsenden Ersatzbedarf durch die Verrentung der Babyboomer wenigstens teilweise ausgleichen zu können“, so Johna im Spiegel.
Anzahl der Ärzt*innen steigt, Behandlungsbedarf dennoch nicht gedeckt
Aktuelle Daten der Bundesärztekammer zeigen, dass in 2021 insgesamt 416.210 berufstätige Ärzt*innen gemeldet waren. Genau wie 2020 stieg die Zahl damit nochmal um 1,7 Prozent (7.000 Personen). Aber mehr Teilzeitarbeit drückt auf die Arztstunden. Es sind also mehr Ärzt*innen nötig, um das Versorgungsniveau zu halten. Hinzukommen die steigenden Behandlungszahlen, so stiegen die Behandlungsfälle in den Krankenhäusern von 1991 bis 2019 von 14,6 auf 19,4 Millionen. Außerdem finden in den Arztpraxen jährlich etwa eine Milliarde Arztkontakte statt. Und der Behandlungsbedarf steigt. Das Deutsche Diabetes-Zentrum prognostiziert allein einen Anstieg der Diabeteserkrankungen um bis zu 77 Prozent bis 2040.
Mehr Zuwanderung nötig, weniger kommen
Bereits jetzt hängt das Gesundheitswesen an der Migration. Laut aktuellem Jahresbericht des Sachverständigenrates Integration und Migration (SVR) haben mehr als ein Viertel der Ärzteschaft einen Migrationshintergrund. Die Ärzt*innen füllen jetzt schon die Lücken, wo es an deutschen Ärzt*innen fehlt: in Kliniken, in Kleinstädten und auf dem Land. Noch deutlicher füllen die Migrant*innen die Lücken in der Altenpflege. Der Zustrom allein löst aber das Problem des Ärztemangels nicht. Im Gegenteil, denn Deutschland wird anscheinend weniger attraktiv. So kamen in 2021 nur rund 1.100 Ärzt*innen nach Deutschland. Das ist lediglich ein Plus von 1,9 Prozent. Die Wachstumsrate in den Vorjahren lag aber bei sieben bis acht Prozent. Die Anerkennung ausländischer Ausbildungen und Qualifikationen bleibt laut SVR-Jahresbericht der neuralgische Punkt. Zudem müsse mehr für Bürokratieabbau und Diversitätssensibilität im deutschen Gesundheitswesen getan werden.









