Finanzinvestoren und die Folgen fürs Gesundheitssystem
Finanzinvestoren haben mittlerweile ihren festen Platz in der Landschaft der Arzt- und Zahnarztpraxen. Eine neue Studie leistet den Bedenken auf Seiten der Politik Vorschub.

Wir haben ja bereits darüber berichtet
, nun haut eine neue Studie über die tagesschau.de exklusiv
berichtet, in die gleiche Kerbe. Der deutsche Gesundheitssektor ist attraktiv für internationale Finanzinvestoren. Laut dem ARD-Magazin Panorama gehören hierzulande mittlerweile mehr als 500 Augenarztpraxen zu internationalen Private-Equity-Gesellschaften. Die Zahnarzt-Kette schaffte es innerhalb von zwei nach ihrer Gründung mehr als 500 Zahnarztpraxen in Europa zu übernehmen. Diese Zahl ist von 2019, mittlerweile sind sicherlich deutlich mehr, wobei sich das Wachstum während der Corona-Pandemie etwas verlangsamt haben dürfte. Genaue Zahlen darüber, wie viele Arzt- und Zahnarztpraxen sich in Deutschland in Investorenhand befinden, gibt es nicht. Die Investoren sind natürlich bemüht, ihre Aktivitäten möglichst unbemerkt zu vollziehen.
Kaum noch eine Fachgruppe ohne Investoren
Fest steht, dass es mittlerweile fast keine Fachgruppe mehr gibt, in dem nicht Investoren unterwegs sind. Die Investoren bestreiten, dass durch ihren Einstieg die Medizin teurer werde und betonen zudem, dass ihr Marktanteil (noch) gering sei. Das trifft sicherlich zu, denn es gibt in Deutschland knapp 50.000 Zahnarztpraxen (Stand: 2020, Quelle: Bundeszahnärztekammer) und knapp 100.000 Arztpraxen (Stand: 2020, Quelle: Kassenärztliche Bundesvereinigung). Die neue Studie vom IGES Institut im Auftrag der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) durchgeführt, ergab, dass Arztpraxen in Investorenhand systematisch höhere Preise für die Behandlung von Patienten abrechnen. Die Studie hat Zahlen von sieben Fachrichtungen in Bayern aus den Jahren 2018 und 2019 analysiert. Das abgerechnete Honorar pro Behandlungsfall ist um mehr als zehn Prozent höher als in einer Einzelpraxis – bei gleicher Patientencharakteristik. Laut Studie sind die höheren Honorare „allein auf das Merkmal der Eigentümerschaft zurückzuführen“. Das Thema ist insofern besonders brisant, weil Gesundheitsökonomen für 2022 eine Unterdeckung in den gesetzlichen Krankenkasse von 51 Milliarden Euro prognostizieren.
Der Vorstand der KVB, Dr. Wolfgang Krombolz, bläst in gleiche Horn, wie bereits viele Standesvertreter vor ihm: „Und ist wichtig, dass erkannt wird, welche Entwicklung im Augenblick läuft. Und dass es für die Zukunft begrenzt wird“, so Krombolz in dem tagesschau.de-Beitrag. Als Untermauerung für die in der Studien genannten Ergebnisse werden im Artikel auch noch eine bei einer Kette angestellte Zahnärztin und eine angestellte Augenärztin mit Erfahrungsberichten über ökonomischen Handlungsdruck genannt. Natürlich kommen auch Gegenstimmen im Beitrag zu Wort, so beispielsweise vom Interessenverband der investorengeführten Zahnarztpraxen, dem Bundesverband für nachhaltige Zahnheilkunde (BNZK).
BMG hält Beschränkung für schwierig
Fakt ist, dass diese neue Studie der Diskussion um ein Verbot der Finanzinvestoren im Gesundheitssektor neuen Auftrieb geben wird. Etwas Entspannung oder zumindest Aufschub für die Investoren bringen die aktuellen Äußerungen aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG). Auf Anfrage des ARD-Magazins Panorama hält das BMG eine Beschränkung für rechtlich schwierig und allein die Feststellung der Zunahme solcher investorengeführten Praxen reiche nicht aus.
Hier der Link zum TV-Beitrag des Magazins Panorama (ARD) zu diesem Thema.









